Zwei Wochen nach dem ersten Workshop in Wennigsen ging es am 20.09 für die CoLab-ExpertInnen der 11. Initiative “Digitale Region” in eine weitere Region, um vor Ort spezifische Ansätze mit lokalen Vertretern zu diskutieren- dieses Mal im Technologiezentrum Augsburg. Die regionalen Vertreter kamen aus den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg und aus der Stadt Augsburg, um gemeinsam mit der Initiative mögliche praxisorientierte Lösungsansätze zu erarbeiten und die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung zu konkretisieren.
Vor Ort haben wir einige Meinungen für Euch eingefangen:
Befragt haben wir: Andrea Henkel – aiti-Raum / IT-Offensive Bayerisch-Schwaben; Sarah Brühl – Verbandsgemeinde Betzdorf; Michael Wörle – Bürgermeister der Stadt Gersthofen; Inga Wiele – Moderatorin, gezeitenraum GbR; Martin Lindner – Autor „Die Bildung und das Netz“
Knapp 50 Personen fanden sich für unseren Workshop ein. Zuerst wurden sie von Wolfgang Hehl, dem Geschäftsführer der Augsburg Innovationspark GmbH im Technologiepark Augsburg begrüßt. Auch Andreas Thiel, der Geschäftsführer der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH und Gerald Swarat, der Projektleiter der Initiative #DigitaleRegion richteten Worte an die angereisten Experten und teilnehmenden lokalen Akteure.
Damit sich alle Teilnehmer eine Vorstellung der Situation vor Ort machen konnten, präsentierte Madeleine Früh von Unternehmen für die Region e.V. die SWOT-Analyse, die in einem vorangegangen Treffen gemeinsam erarbeitet wurde. In dieser wurden die Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Bedrohungen) der Region Augsburg zusammengetragen, um Ansatzpunkte zu finden, an welchen Stellen die Digitalisierung die Region voranbringen kann. Als Risiko wurde u.a. die Nähe zu München genannt. Aber man sieht auch viele Stärken und Chancen in der Region Augsburg: es gibt Makerspaces, Fachkräfte und an den Hochschulen ist viel Know-How versammelt. Ein wichtiger Punkt war auch die bereits begonnene Vernetzung der Akteure vor Ort und die damit einhergehende Bündelung von Kompetenzen. Schwächen waren beispielsweise, dass Gründer-Persönlichkeiten und “digitale Treiber” oder “digitale natives” in der Region fehlen. An dieser Stelle kann das Netzwerk der “Digitalen Region” greifen und mit zielgerichteten Formaten Changemaker vor Ort identifizieren und fit machen. Diese gilt es weiter zu coachen und zu vernetzen und auf Augenhöhe mit den Entscheidern in den Unternehmen zusammenzubringen, denn nach einer neuen Studie der TU München sehen auch ein Großteil der befragten Arbeitnehmer das größte Innovationshindernis im Chef selbst.
Darauf folgte ein Impulsvortrag von Sarah Brühl und Sascha Hensel zu Betzdorf Digital / Digitale Dörfern und Einblicke zur Digitalisierung im kommunalen Alltag durch Karin Engelhardt, Onlinemanagerin der Stadt Coburg, die über Schwierigkeiten und Hürden sprach.
Außerdem präsentierte Jan Knipperts von der Wegweiser Kommune aus dem Datenportal die wichtigsten Zahlen zur Region Augsburg und zeigte insbesondere eine Visualisierung der Pendlerströme. Er zieht folgenden Schluss aus der Auswertung: “Die große Mehrheit pendelt innerhalb der Region A³, also zwischen den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg sowie der Stadt Augsburg. Die Wirtschaftsregion ist attraktiv und die Gemeinden in den beiden Landkreisen begehrte Wohnorte für Familien, um mit guter Infrastrukturanbindung im Grünen zu wohnen.” (Jan Knipperts, Project Manager, Programm LebensWerte Kommune der Bertelsmann Stiftung)
-> Download der Visualisierung für die Augsburg
Nachdem die Teilnehmer diese Einführungen in die Thematik und Hintergrundinformationen zur Region bekommen haben, übernahm Inga Wiele von gezeitenraum GbR die Moderation.
Die Teilnehmer des Workshops fanden sich in Arbeitsgruppen zu folgenden Themenfeldern zusammen:
#Arbeitgeber und Wirtschaft #Arbeitnehmer und Wirtschaft #Daseinsvorsorge #Politik und Verwaltung
Nachdem zuerst wichtige Fragestellungen für alle Themenbereiche gesammelt wurden, fokussierte man insgesamt 5 Fragen:
- Wie bringt man die Digitalisierung an die Leute?
- Wie kommt der Arbeitnehmer an das nötige Know how, um sich bei der Digitalisierung zu behaupten?
- Wie verändern wir die Kultur im Unternehmen?
- Wie verändert sich unser Geschäft?
- Wie verändert die Digitalisierung die kommunale Politik? Innovationen für Stadtverwaltungen pro aktiv?
Diese übergeordneten Fragen spiegeln im Ganzen also eine der genannten Schwächen wider, dass es an Wissensvermittlung von Leuchttürmen, Aufbau von spezifischem Know-how und Beratung mangelt. Denn wie die SWOT-Analyse ergab, ist eine Schwäche der Region darin zu sehen, dass die politischen und unternehmerischen Entscheider häufig keine “Digital Natives” sind oder im engeren Führungskreis keine derartigen Kompetenzen haben. Diese Vermutung wurde auch im weiteren Verlauf verdeutlicht: Alle Arbeitsgruppen suchten sich eine Persona zwischen 40 und 55 Jahren aus. Diese Persona ist immer mit traditionellen Arbeitsmodellen und Geschäftsstrukturen vertraut und muss sich das Wissen um digitale Möglichkeiten anlernen, ohne auf Beratung von innen oder außen zählen zu können. In der AG Arbeitgeber und Wirtschaft II hat man sich beispielsweise mit der Frage beschäftigt, wie man Hans (Geschäftsführer in der zweiten Generation eines Mittelstandsunternehmen mit 500 Mitarbeitern) helfen kann, sein Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen und an die nächste Generation zu übergeben. Ein wichtiger Punkt in der Gruppe war auch sich mit den Meinungen und Erwartungen der Kunden auseinanderzusetzen. Das soll in Form eines Stakeholderdialogs noch verstärkt werden.
Es wurden einige Ideen zusammengetragen, die auch die genannten Schwächen in der Region überwinden helfen, wie z.B. der “Zugang der kleinen Unternehmen zu digitalen Strategien” oder “abgestimmte Digitalisierung (gemeinsame Projekte)”. Dafür kann man einige Stärken der Region Augsburg zusammenbringen: Zum einen sind mit dem Aitiraum, einem lokalen Zentrum u.a. für Koordination und Unterstützung von IT-Aktivitäten, den eBusiness-Lotse Schwaben, den Hochschulen und Unis vor Ort, dem Digitalen Zentrum Bayern, der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, zentrale Ansprechpartner und Multiplikatoren vorhanden. Diese können gemeinsam mit der “Digitalen Region” den Unternehmen und Kommunen helfen, sich zu vernetzen und Kooperationen anstoßen.
Hier wird das CoLab durch seine ExpertInnen ein Angebot formulieren. Es ist erkennbar ein Bedürfnis an Impulsen und Handlungsempfehlungen vorhanden, wie wir von Bürgermeistern und einigen der genannten Stakeholdern erfahren. Aus diesem Grund halten wir einen Ansatz für sinnvoll, bei dem mehrere Regionen gemeinsam Konzepte (z.B. Design Thinking Training mit Erarbeitung eines Konzeptes für die Pilotaktivitäten) erarbeiten und sie dann umsetzen. Die Konzepte sollten vor allem zu Beginn niedrigschwellig sein, damit kurzfristig Erfolge aufzeigbar sind. Um Sicherheit zu gewinnen und innerhalb ihrer Peer-Gruppe glaubhaft zu sein und sich durchsetzen zu können, ist es für die agierenden Personen wichtig, in einem Netzwerk zu agieren, in dem sie von Erfahrungen aus den „Experimenten“ anderer Regionen profitieren können.
Mit dem Thema Mobilität in ländlichen Regionen beschäftigt sich am 14.10.2016 unser nächster Workshop in Göttingen. Die Agenda dafür finden Sie hier.
Alle weiteren Umsetzungsszenarien, Bilder des Graphic Recording finden Sie in Kürze auf unserer Webseite www.collaboratory.de und in der Abschlusspublikation der Initiative.
Auswahl der Berichterstattung über den Workshop in der Region Augsburg:
Die Personas hier im #DigitaleRegion-Workshop sind alle Männer, Familienväter, Wurstesser, 45+ (warum stellt man sich niemand anders vor?)
— Martin Lindner (@martinlindner) September 20, 2016
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