Leonid Todorov von .ru und Wolfgang Kleinwächter |
In der 6. MIND-Veröffentlichung “Internet and Security” des Internet & Society Collaboratory, das heute beim Internet Governance Forum (IGF) auf Bali vorgestellt wurde, fordern der Sicherheitsexperte Bruce Schneier und der estnische Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves ein Umdenken in Bezug auf Cyber-Sicherheit und Freiheit des Internets in Zeiten der weltweiten Überwachung.
Das Internet Governance Forum (IGF), das vom 22.-25. Oktober 2013 auf Bali stattfindet, wurde in diesem Jahr von den weltumfassenden Enthüllungen der geheimdienstlichen Überwachungsaktivitäten überschattet, deren Ausmaß schon jetzt als dramatisch eingestuft werden kann. Es stellt sich erneut die Frage, ob Cyber-Sicherheit und persönliche Freiheit in der digitalen Kommunikation in Einklang zu bringen sind. Die Diskussion dreht sich somit um das “ob” von Privatsphäre und persönlicher Freiheit im Netz, sowie um freie und geschützte Kommunikationswege, die eine Grundvoraussetzung der Demokratie und des Rechtsstaats darstellt.
Im Rahmen dieser Debatte hat das Internet & Society Collaboratory (CoLab) beim IGF auf Bali die sechste Ausgabe seines Multi-Stakeholder Internet Dialogue (MIND) veröffentlicht – zeitgleich mit der Veröffentlichung von GISwatch2013 durch die Association for Progressive Communications (APC). Die Discussion-Paper-Reihe MIND wird von Prof. Wolfgang Kleinwächter herausgegeben, der die aktuelle Ausgabe gestern Morgen persönlich vorstellte.
Die Herbstausgabe wird vom internationalen Sicherheitsexperten Bruce Schneier eingeleitet, der einen ernüchternden Blick auf die aktuelle Debatte um Internetsicherheit und Machtverhältnisse in der globalen Kommunikation wirft. Der estnische Staatspräsident Toomas Henrik Ilves betrachtet Cyber-Sicherheit und dessen Auswirkungen auf die heutige Welt daraufhin aus einer weitläufigen Perspektive. Seine Expertise kommt nicht von ungefär: Estland war im Jahre 2007 als eines der ersten Länder Opfer massiver Cyber-Angriffe.
Prof. Kleinwächter versammelt im aktuellen Band zahlreiche Experten, die sich zu diesen beiden groben Themen äußern. Die Autoren stammen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Regierung und vereinen somit eine Vielzahl an Hintergründen. Die meisten von ihnen sind regelmäßige Teilnehmer beim IGF und bei anderen Multi-Stakeholder-Foren.
Wolfgang Kleinwächter präsentiert MIND 6 |
“Cyber-Sicherheit ist ebenso wichtig wie Offenheit und Freiheit des Internets”, erklärt Prof. Kleinwächter in seiner Einführung. Zudem zitiert er den Präsidenten der Internet Society (ISOC) mit den Worten: “Jeder systematische Angriff auf die Internetsicherheit und Privatsphäre eines anderen Landes unterläuft jene globale, kollaborative Struktur, die zum Wachstum des Internets über nationale Interessen hinaus beigetragen hat.”
Das Internet war nie zuvor einer solch existenzgefährdenden Bedrohung ausgesetzt. Die 6. Collaboratory-MIND-Veröffentlichung leistet einen wichtigen Debattenbeitrag, der die verschiedenen Akteure darin unterstützen soll, die rechte Balance zwischen Freiheit und Sicherheit im Internet zu finden. Die Publikation ist ab sofort kostenlos unter freier Lizenz auf collaboratory.de erhältlich. Eine Druckausgabe ist auf Anfrage erhältlich. MIND versteht sich als offenes Diskussionsformat: Engagierte Repliken in Form von Artikeln, oder auch generelles Feedback, werden dankbar entgegengenommen. Zusätzlich zur englischsprachigen Herbstausgabe erscheint im Frühjahr eine deutschsprachige Ausgabe. Diese wird im kommenden Jahr zeitgleich mit dem European Dialogue on Internet and Governance (EuroDIG) veröffentlicht.
Hier gehts zur aktuellen Ausgabe in verschiedenen Formaten, oder hier zu allen bisherigen Ausgaben.
Wolfgang Kleinwächter, MIND publication: In internet governance there are non final truths, we are still looking for answers #igf2013
— APCNoticias (@APCNoticias) October 23, 2013