Das Jahrhundert der Kommunen in der digitalen Welt?
Gestern fand der zweite Workshop der aktuellen Initiative “Smart Country – Digitale Strategien für Regionen” des Internet & Gesellschaft Collaboratory e.V. statt. Zu Gast beim Deutschen Städte und Gemeindebund (DStGB), ein Kooperationspartner der Initiative, diskutierten die (trotz des Sommerlochs zahlreich) anwesenden ca. 30 ExpertInnen sämtliche Fragen der Digitalisierung in den Bereichen Politik, Verwaltung, Gesundheit, Mobiltiät, Bildung, Energie, etc. im Bezug auf Anwendungsbereiche außerhalb des Urbanen Innovationsraums. Erste Ergebnisse der Initiative werden am 9.10. in Berlin vorgestellt.
Franz-Reinhard Habbel vom DStGB sprach zu Beginn des Workshops vom “Jahrhundert der Kommunen”. Bei allen Fragen der Vernetzung und Digitalisierung herrsche viel Skepsis, daher sei der Vertrauensraum Kommune ein primärer Ort zur Ergreifung neuer Chancen für Bürger und Dienstleister (privat wie öffentlich). Die Expertenrunde untersucht unter anderem auch, welche Innovationen aus dem urbanen Raum (z.B. Smart City Konzepte) auch in ländlichen Regionen, kleineren und mittleren Städten sowie in Vororten funktionieren können. Handlungsdruck auf Grund des demographischen Wandels und der klammen Kassen ist dabei ein relevanter Parameter.
Willi Kaczorowski, der vor kurzem sein Buch zum Thema Smarte Stadt vorgestellt hat, spricht auch das Thema Chancen und Risiken an. Denn viele Innovationen der Vernetzung und Digitalisierung sind eng verwoben mit Skepsis auslösenden und diffuse Befürchtungen schürenden Aspekten. Dazu gehört zum Beispiel das Thema Datenschutz, aber auch mangelnde technische Kompetenzen tragen dazu bei, die Hemmschwelle zu erhöhen, die zwischen prinzipiell anwendungsbereitem Bürger und Innovation steht. Die Expertenrunde will deshalb bei ihrer Bestandsaufnahme jeweils auf derartige Herausforderungen diverser Lösungen im Bereich Smart Country hinweisen und konstruktive Vorschläge zur deren Bewältigung formulieren.
In Verwaltungen vieler Regionen oder Kommunen ist das Thema Digitalisierung tatsächlich noch kaum integraler Bestandteil einer umfänglichen Agenda, weiß auch Karin Engelhardt von der Vorreiter-Stadt Coburg zu berichten. Die Ebene der Diskussion ist demnach sehr unterschiedlich. Während in manchen Kommunen und Städten über mehr Breitband, bessere eGovernment Lösungen oder bisherige Online-Bürgerhaushalte diskutiert wird, haben manche Gemeinden keine eigene Website, das Thema Breitbandausbau ist eher noch umstritten, man ist sich nicht im klaren welche Potentiale im Thema Digitalisierung stecken und wie schnell es gehen kann, dass ein Ort abgehängt ist, wenn man den Anschluss an die Informationsgesellschaft verliert. Vielerorts entsteht der Handlungsdruck auch erst, wenn es schon zu spät ist.
Die Ergebnisse der Smart Country Initiative sollen Entscheidern und “Überzeugungstätern” dabei helfen, praktische Lösungen und nachhaltige Strategien innerhalb ihrer Heimat-Region zu kommunizieren und sich untereinander auszutauschen. Einerseits soll es Handlungsempfehlungen und Erfolgskriterien als Publikation für Entscheider geben, andererseits Hintergrundmaterial wie Studien, Projektlandkarten, Case Studies und Apps oder Produktlösungen.
Am 2.9. findet dann der letzte eigene Workshop der Initiative statt. Zwischenergebnisse werden schon am 4.9. auf einem Workshop von ÖFIT diskutiert werden (siehe Blogeintrag) sowie am 24.9. an einem Workshop bei der Social Media Week (mehr dazu bald an dieser Stelle). Die Expertenrunde wird am 9.10. in Berlin öffentlich seine Ergebnisse vorstellen. Einladungen und Details dazu werden noch bekanntgegeben.
Tweets der Initiative können via hashtag #smartcountry verfolgt werden. Wir freuen uns auf Einsendung relevanter Literatur, Projekte oder Lösungen, sowie Hinweise auf oder Interessensbekundungen für Sponsoring der Arbeit dieser Initiative.