Kurz aber knackig war es: Am 06. April läuteten das CoLab, UfdR sowie Digitalisierungsexperten aller Couleur und Interessierte die 11. CoLab-Initiative Digitale Region im Berliner Umweltforum ein. Im Rahmen der dort stattfindenden UfdR-Jahreskonferenz konnten sich die frisch erkorenen TeilnehmerInnen kennenlernen, in thematischen Arbeitsgruppen von Politik & Verwaltung über Zukunft der Arbeit, Bildung bis Pflege & Gesundheit erste gemeinsame Interessen ausloten und anschließend im Closed-Shop die konkreten Rahmenbedingungen der auf sie zukommenden Arbeit erörtern. Die Inhalte und der Verlauf des Auftaktworkshops wurden dabei kollaborativ im Live-Protokoll festgehalten. Damit ist die Initiative “Digitale Region – Aus dem Land für das Land” erfolgreich und getreu dem CoLab-Geist und seiner interaktiven Sharing-Methoden gestartet: partizipativ, ergebnisoffen und transparent.
Im großen Forum führten zunächst Projektleiter Gerald Swarat und CoLab-Geschäftsführer Resa Mohabbat Kar in die Thematik “Digitale Region” ein.
Der Spezialist für flexible Arbeitsmethoden Tobias Schwarz präsentierte Ergebnisse und Empfehlungen zur kollaborativen Arbeit anhand verschiedener Plattformen. Schließlich präsentierte UfdR-Vorstand Dirk Stocksmeier nicht nur den Ansatz des UfdR im Rahmen der Digitalisierung, sondern führte auch zwei gesellschaftlich engagierte Unternehmensnetzwerke auf die Bühne, welche ihre regionale Arbeit im Bereich innovativer Gestaltung ländlicher Regionen vorstellten.
Dirk Stocksmeier stellt beim Auftakt der #DigitaleRegion-Initiative das @UfdRGezwitscher vor: pic.twitter.com/hpMGmYrCB8 — Tobias Schwarz (@Isarmatrose) 6. April 2016
Projektleiter Gerald Swarat und CoLab-Geschäftsführer Resa Mohabbat Kar kontrastierten die Notwendigkeit digitaler Vernetzung und Transformation im ländlichen Raum mit dem tatsächlichen großstädtischen Fokus der Tech-Industrie. Die besondere regionale Vielfalt und der hohe Anteil sehr erfolgreicher, spezialisierter KMU im ländlichen Raum sei aber gerade eine Chance, die Rolle der hier verankerten Menschen als Innovatoren und Vitalisatoren durch die Möglichkeiten der Digitalisierung zu unterstützen und zu kanalisieren. Denn: Die Digitalisierung, die Verbreitung von IKT und damit implizite, gesellschaftliche Veränderungen sind ein langfristiges Phänomen, das in keinem Raum ausbleiben wird.
Digitalisierung nicht nur ertragen, sondern nutzbar machen. Hier bin ich richtig. #DigitaleRegion @IGcollaboratory
— Henrik Bortels (@hbortels) 6. April 2016
Die Permanenz und Bedeutung des Phänomens wurde auch anhand der Vorstellung der regionalen Perspektive durch Dirk Stocksmeier deutlich. Für Stocksmeier ist die Digitalisierung die größte Herausforderung der deutschen Wirtschaft und müsse durch intelligente Lösungen ohne vorgefasste Meinungen begegnet werden. Initiativen wie die “Digitale Region” böten die einmalige Möglichkeit, durch die Adressierung konkreter Herausforderungen, vor die wirtschaftliche, politische und zivilgesellschaftliche Akteure in ländlichen Regionen gestellt sind, die Potenziale des digitalen Wandels aufzuzeigen, und anderen Regionen als Impulsgeber zu dienen.
Die vorgestellten Unternehmensnetzwerke “Saarland” und Augsburg präsentierten sich als Treiber langfristig relevanter Themen, die nur durch die Zusammenarbeit von regionalen Unternehmen, staatlichen und gesellschaftlichen Akteuren, angegangen werden können. So plane man konkrete Projekte zur Mitigation von Struktur- und demographischen Wandel in Zusammenarbeit mit 200 Netzwerkpartnern im Saarland. Das Netzwerk Augsburg wiederum wurde als Netzwerk im Entwicklungsstadium präsentiert, hier werden Handlungsbedarfe im Feld Digitalisierung ermittelt. Beide Netzwerke verband aber die Zuversicht, durch Projekte wie die CoLab-Initiative “Digitale Region” wertvolle Perspektiven und Hilfestellungen für die eigene digitale Agenda zu gewinnen. Eine Möglichkeit, die sehr real im Raum stand, als die versammelten Experten sich im Forum namentlich vorstellten und aufzeigten, wie heterogen die Gruppe gestaltet ist: Vom IT-Berater aus Berlin zum Software-Entwickler aus Bayern oder der staatlichen Digitalisierungsverantwortlichen aus Oberfranken.
Freuen uns über das starke Interesse an #DigitaleRegion und auf die multiperspektivische Arbeit m allen ExpertInnen pic.twitter.com/CSD4PU6sWv — I&G Collaboratory (@IGcollaboratory) 6. April 2016
Nach dieser ersten thematischen Rahmengebung durch das CoLab und UfdR, fanden sich die Experten in ihren Arbeitsgruppen zusammen und konnten nach einem ersten Kennenlernen und Kick-Off der weiteren Arbeit, ihre Gruppenergebnisse präsentieren:
- Für die Gruppe “Facing Fears” standen Fragen der “Querschnittsangst” verursacht durch Digitalisierung im Vordergund: Die Angst vor Veränderung sei nicht klar begrenzbar auf Themen wie Datenschutz oder Disruption und müsste aus unterschiedlich weiten Blickwinkeln betrachtet werden (Deutschland, Europa, International)
- Im Bereich der “Pflege und Gesundheit” wurde ermittelt, dass dieses fundamentale Thema für Regionen im Strukturwandel durch Digitalisierung unterstützt werden kann: als “Enabler”, Möglichmacher für weitere Maßnahmen und eine größere Netzwerkbildung von relevanten Akteuren
- Die Experten in der Gruppe Arbeit und Wirtschaft stellten vor allem die Frage nach zunehmender Flexibilisierung von Arbeitsbedingungen durch digitale Hilfsmittel: Das Leben auf dem Land habe Zukunft, wenn man dort auch arbeiten könne
- Für die Gruppe Bildung und Lernen war deutlich, dass vor allem die Infrastruktur und die notwendige geistige Einstellung fehlen, um Digitalisierung im Bildungssektor zu verorten: neben Hilfsmitteln sei auch eine veraltete Didaktik noch zu präsent
- Mobilität und Logistik waren geprägt durch den Eindruck ein Querschnittsthema für alle Bereiche zu sein: Insellösungen für Mobilität und Logistik auf dem Lande seien v.a. analog bereits ausprobiert worden, hier könne die Digitalisierung Abhilfe schaffen. Hieraus ergebe sich die Chance Mobilität und Logistik ebenfalls integriert zu betrachten
- Für die Gruppe “Unternehmen im digitalen Transformationsprozess” spielte das Thema Kultur eine besondere Rolle und die Frage, inwiefern sich diese verändern müsste, um auch im ländlichen Raum Unternehmen zur Digitalisierung zu führen; dabei müsse man vor allem auf Pauschallösungen verzichten und mit Augenmaß relevante Unternehmensbereiche ausmachen
Danach ging es, nach einer kurzen Erfrischungspause, in den sog. Closed-Shop, in dem sich die Experten besprechen konnten und die weitere Planung vorantrieben. Hier ging es vor allem auch um die Frage “Spezialisierung versus Generalisierung” (Bearbeitung von Fallbeispielen aus einigen wenigen Regionen, oder aus so vielen Regionen wie möglich, bzw. hybride Modelle), um die Verbindung der Themenfelder untereinander, die Konstituierung der Gruppen und deren Koordinierung, die übergeordnete Vision der Arbeit, die weitere Einbindung der regionalen Netzwerke, die Auswahl der richtigen Online-Plattformen für kollaboratives Arbeiten und nächste Schritte durch CoLab und UfdR.
Das CoLab und UfdR werden nun auf Grundlage dieser Diskussion den Prozess ins Rollen bringen und so bald wie möglich die entsprechendenTools und Leitlinien der weiteren Arbeit bereitstellen.
Präsentationen der Auftaktveranstaltung #DigitaleRegion:
Einführung „Digitale Region“ – Gerald Swarat (Projektleiter)
Autoren: Moritz Mumme und Monika Jaskula
Fotos: Sebastian Pfütze