Wie wird die Arbeit in Zukunft gestaltet sein? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung und vor allem nicht nur wie können, sondern wie wollen wir arbeiten? Fragen, die uns alle betreffen und bewegen.
Unter dem Leitbegriff “Arbeiten 4.0 – Arbeit weiter denken” hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im April 2015 zu diesem Thema ebenfalls einen Dialog gestartet. Ausgangspunkt bildet das Grünbuch Arbeiten 4.0, welches Trends, wichtige Handlungsfelder sowie zentrale gesellschaftliche Anliegen umfasst. Ende 2016 sollen die Ergebnisse in ein Weißbuch Arbeiten 4.0 münden. Als Expertenplattform zum digitalen Wandel hat das CoLab den öffentlichen Diskurs unterstützt und im Rahmen einer virtuellen Konsultation im September Stimmen der Netzcommunity dazu gesammelt.
Am vergangenen Mittwoch, 2. Dezember 2015, hat das CoLab zum Abschluss des Konsultationsprozesses ins BASE Camp geladen und die Ergebnisse präsentiert. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen neben der feierlichen Übergabe der Dokumentation der gesammelten Beiträge an das BMAS zudem interessante Vorträge wie “Arbeiten 4.0 – Führung, Unternehmensdemokratie, Collaboration” und “Berufliche Übergänge in der Arbeitswelt 4.0”. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wolfgang Gründinger.
Eingeleitet wurde der Abend durch ein kurzes Grußwort von Martin G. Löhe, Sprecher des CoLab-Lenkungskreises. Direkt im Anschluss daran unterstrich Benjamin Mikfeld, Leiter der Abteilung I (Grundsatzfragen des Sozialstaates, der Arbeitswelt und der sozialen Marktwirtschaft) des BMAS, dass es wichtig sei, verschiedene Meinungen mit einzubeziehen, um dem Thema Arbeiten 4.0 gerecht zu werden. Weil das Thema insbesondere Ängste vor “der Macht der Maschinen” in der Bevölkerung auslöst, betonte Mikfeld an dieser Stelle die Qualifizierung der Menschen fördern zu wollen, um so den Veränderungen im Arbeitsmarkt begegnen zu können.
Dr. Ole Wintermann von der Bertelsmann Stiftung lieferte Einblicke in die Studienergebnisse der Meta-Studie BST und der Delphi Studie, bei der knapp 300 Experten zum Thema “Zukunft der Arbeit” weltweit befragt wurden. Deren Erkenntnisse waren unter anderem, dass die Trennung zwischen der Arbeits- und Lebenswelt sowie die Form der Anstellung wie wir sie kennen an Bedeutung verlieren werden. Das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) sowie die Verschmelzung der menschlichen und maschinellen Tätigkeiten wird den Experten zufolge zukünftig der globale Normalfall. Durch reale Beispiele aus Arbeitsbereichen, bei denen digitales und traditionelles bereits miteinander verschmolzen sind, wurde das Thema noch greifbarer. Er berichtete über selbstgedruckte Häuser, Roboter, die Häuserwände mauern können oder einen Algorithmus, der als vollwertiges Vorstandsmitglied einer Venture Capital Firma tätig ist. Klingt wie Zukunftsvisionen, ist aber bereits Realität! Dennoch zeigt die Meta-Studie, dass KMUs häufig die Digitalisierung mit der Technisierung verwechseln. Insbesondere kleinere Unternehmen nutzen zwar überwiegend Mail, Kalender, Einkaufs- und Buchhaltungs-IT aber nur ein kleiner Anteil (ca. 15%) die Cloud.
„Es wird zunehmend ein Problem, wenn man nicht online ist, denn alles findet dort statt!“ – Ja zur #Digitalisierung von @olewin. #VKA40
— BASE_camp (@base_campberlin) 2. Dezember 2015
Dabei sollte die Bedeutung beruflicher Übergänge nicht verkannt werden, ergänzte Cornelia Eybisch-Klimpel von Frau und Beruf e.V. aus arbeitspsychologischer Sicht. Insbesondere auf die Fragen, wie diese leichter, sicherer und effizienter gestaltet werden können, hat sie dem Publikum Ansätze geliefert. Das Nonplusultra dabei ist der Ausbau unabhängiger Beratung sowie die Verbindung analoger und digitaler Infrastruktur für den beruflichen Übergang. Mehr Coworking Spaces mit freiem WLAN Zugang ist eine der Antworten darauf.
Lebensphasen und berufliche Übergänge werden noch nicht stark genug beleuchtet – Arbeitspsychologische Überlegungen von @eybisch #VKA40
— BASE_camp (@base_campberlin) 2. Dezember 2015
Nach drei spannenden Vorträgen präsentierte Wolfgang Gründinger die Ergebnisse der Online-Konsultation. Es wurde deutlich, dass die Mehrheit der überwiegend aus Berlin und NRW stammenden Teilnehmer den Wandel der Arbeitswelt positiv wahrnimmt. Am bestehenden Grünbuch wurde kritisiert, dass dieses insbesondere das Bedingungslose Grundeinkommen und die atypisch Beschäftigten vernachlässigt.
Atypische Beschäftigung ist nicht per se schlecht, aber sie trifft auf einen Sozialstaat, der darauf nicht eingerichtet ist. #vka40
— Martin Grobi (@Grobi) 2. Dezember 2015
Darüber hinaus sollte die Einstellung der heutigen Generation Y, Erwerbstätige zwischen 25 und 35 Jahren, stärker berücksichtigt werden.
Erkenntnisse der Online Konsultation zum #VKA40: #GenerationY wünscht sich mehr Ausgleich zwischen Arbeitswelt und Privatleben! @wolfibey — BASE_camp (@base_campberlin) 2. Dezember 2015
Anschließend wurde die Dokumentation Herrn Mikfeld feierlich durch Martin G. Löhe und den Autor Wolfgang Gründinger übergeben.
Die komplette Dokumentation der virtuellen Konsultation zum Grünbuch Arbeiten 4.0 findet ihr hier:
Dokumentation CoLab-Konsultation zum Grünbuch Arbeiten 4.0
In der abschließenden Paneldiskussion mit allen Rednern zitierte Ole Wintermann den D21 Digitalindex zur Zukunft der Arbeit, der belegt, dass die Arbeitnehmer oft viel digitaler sind, als es der Arbeitsplatz ermöglicht. Woraufhin Frau Eybisch-Klimpel die Frage in den Raum stellte, wer sonst die Digitalisierung in die Unternehmen bringen solle, wenn nicht die Mitarbeiter.
Arbeitnehmer digitaler als der Arbeitsplatz es ermöglicht. Time to change! @olewin #vka40
— I&G Collaboratory (@IGcollaboratory) 2. Dezember 2015
Einig waren sich die Referenten darüber, dass der gesamte Bildungsweg auf Aspekte der Digitalisierung geprüft werden müsse. Und am End war noch genug Zeit und Interesse zum Networken!
Wir danken allen Referenten, Teilnehmern und möchten uns an dieser Stelle ebenfalls bei unseren Unterstützern Bertelsmann Stiftung, Capgemini, Google und XING herzlich bedanken.
Autoren: Malte Link & Monika Jaskula