Montag, 26. September 2011

Anonymität und Anachronisten - Abschlussworkshop der 4. Initiative

Wieder einmal ist eine Initiative vorüber. Sechs Monate lang manövrierten sich 30 Experten durch den Raum zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Wie verändert sich die Wahrnehmung von “Privacy”? Welche Daten wollen wir preisgeben? Am 16. September stellte der Expertenkreis diese und andere Überlegungen auf dem Abschlussworkshop der vierten Initiative vor. In der Landesvertretung Sachsen-Anhalt diskutierte er mit Gästen aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Workshops zum Unterschied zwischen Anonymität, Pseudonymität und Identität oder zur These eines “Privacy Hypecycles”. Die daraus entstandenen Denkanstöße lieferten erneut wichtige Impulse für den Abschlussbericht, der voraussichtlich Mitte November veröffentlicht wird.

Ausblick auf 2035
Außerdem präsentiere die Initiative drei utopische Szenarien für das Jahr 2035. Divergierende Zeitachsen beschrieben die Schlüsselentwicklungen, die dann in einer hypothetischen Case Study endeten. Wird es in 20 Jahren ein Daten-Prekariat geben? Werden Bücher zu Relikten für Anachronisten? Näheren wir uns einem Zeitalter der voreingestellten Privatheit oder doch eher dem der selbstbestimmten Öffnung? Und welche Rolle spielt dabei das Schweizer Bankengeheimnis? (Die Auflösung gibt es Mitte November.)


Das erste Szenario geht davon aus, dass Information durch die Struktur determiniert selbstbestimmt gehandhabt wird. Im zweiten Szenario werden Informationen autonom selbstbestimmt gehandhabt und im Dritten wird das Prinzip der Privatheit zugunsten größtmöglicher Offenheit aufgegeben.

Privatsphäre psychologisch betrachte
Am Abend wurde die bisherige Arbeit hervorragend durch einen psychologischen Vortrag von Frau Dr. Sabine Trepte ergänzt. Die Junior-Professorin für Medienpsychologie der Hamburg Media School beschrieb die Gründe für die von vielen Nutzern sehr große empfundene Privatsphäre im Social Web. Es sei die Möglichkeit, Antworten und Reaktionen abzuwägen und mit verschiedenen Rollen zu spielen, die den Reiz ausmache. Auch seien viele der oft titulierten Gefahren gerade für die jüngere Generation nicht präsent. Wie bei einem Eisberg liege der größte Teil unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. “Targeted Advertising” zum Beispiel, stieße bei vielen Nutzern eher auf Zustimmung als auf Ablehnung.

Dokumentation und Abschlussbericht
Wie auch schon bei den letzten Abschlussworkshops, wird es eine Illustration der Vorträge und Diskussionen geben. Für die vierte Initiative füllte Anna Lena Schiller die weißen Tafeln.

Zusätzlich hat ein Kamerateam von Politik Digital Teile der Veranstaltung mitgeschnitten. Die Videos werden wir Ihnen in Kürze an dieser Stelle zur Verfügung stellen.

In den nächsten Wochen werden die Experten der Co:llaboratory Initiative “Privatheit und Öffentlichkeit” die Anregungen des Workshops einarbeiten und bis Mitte November den Abschlussbericht fertigstellen. Wir danken allen Gästen für die Teilnahme und die rege Diskussionsbeteiligung.

Update: Komplettes Fotoalbum vom Workshop unter diesem Link

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