Freitag, 9. September 2011

Von Co-Working, abgesagten Revolutionen und Innovationsökologien

von Elias Barrasch

Am 25. August tagte die Ohu “Neue Arbeit” im betahaus Berlin. Mit dabei waren waren Christoph Fahle, Sebastian Schmidt und Holm Friebe, die durch Impulsvorträge neue Denkanstöße für die Ohu lieferten.

Co-Working Spaces als Ideen- und Informationshafen
Christoph Fahle stellte das Konzept Co-Working und das betahaus vor. Co-Working Spaces üben mit ihrer oft gut ausgestatten Infrastruktur und einem weltweiten Netzwerk eine Anziehungskraft u.a. auf Entrepreneure aus. Auch deshalb haben sich einige dieser Spaces gleichzeitig zu Start-up Inkubatoren entwickelt. Spannend für die Ohu war dabei besonders die Beobachtung, dass solche “Ökosysteme für Innovationen” zunehmend auch von großen Unternehmen wie z.B. der Telekom genutzt werden.

Viele weitere Diskussionspunkte wurden durch den Vortrag angeregt: Wie könnten soziale Sicherungssysteme für Co-Worker aussehen? Stellt Co-Working auch für Arbeitsgruppen, die nicht aus der Creative Industry kommen, eine mögliche neue Arbeitsform dar? Und wie können solche Spaces zu materiellen Produktionsstätten werden?

Enterprise 2.0 - Die Revolution fällt aus
Im zweiten Vortrag gab uns Sebastian Schmidt einen tiefen Blick in die Realität des Umgangs mit Social Media Tools in einigen deutschen Großkonzernen. Dort wurde erkannt, dass der größte Missstand im Produktionsprozess die fehlende Kommunikation zwischen Mitarbeitern, Vorgesetzten und Abteilungen ist. Social Media Tools sollten die Kommunikation intern erleichtern und zu mehr Austausch anregen.

Allerdings wird auf Vorstandsebene die Dringlichkeit solcher Kommunikationstools durchaus wahrgenommen und befürwortet, doch bei der Implementierung stehen große Konzerne oft vor enormen Blockaden. Mit den Tools sollten angstfreie Räume geschaffen werden, in denen Mitarbeiter ungeachtet der Hierarchie ihre Ideen, Kritiken und Verbesserungsvorschläge einbringen können. Oft aber stellt das mittlere Management ein großes Hindernis dar. Zum einen spricht es Kommunikationsmöglichkeiten das Mandat ab, zum anderen schadet es dem Vertrauensverhältnis, wenn es Mitarbeiter wegen ihrer geschriebenen Äußerungen zur Rechenschaft zieht. Die Revolution der internen Kommunikation bleibt somit stecken.

Innovationsökologien
Holm Friebe präsentierte in seinem Impuls die These von Richard Florida, dass die Kernarbeit in Zukunft kreativ sein wird und Routinearbeiten von Computern übernommen werden. Bemerkenswert hierbei ist, dass sich im Ingenieursland Deutschland hartnäckig der verkürzte Innovationsbegriff hält, der als Innovation nur Hightech-Produkte und Breakthrough-Technologie anerkennt, die auf wissenschaftlicher Grundlagen- und Spitzenforschung basieren, messbar sind und sich in Patenten, Copyrights und Marktanteilen niederschlagen. Dabei wird verkannt, dass es auch andere Quellen gesellschaftlichen Fortschritts und wirtschaftlicher Prosperität gibt - und an denen haben Akteure aus der Kultur- und Kreativwirtschaft einen erheblichen Anteil.

Die Kreativwirtschaft stellt in einem Ökosystem so etwas wie den Humus dar, die Grundstruktur, auf der im weiteren Verlauf die eigentliche Innovation aufbaut. Sie selbst bringt demnach keine technischen Innovationen hervor sondern ist ihr Nährboden.

Landkarte neuer Arbeitsformen
Die Ohu konnte aus den Impulsen viele interessante Denkanstöße mitnehmen. In den nächsten Treffen wird sie sich mit Hilfe weiterer Vorträge der Frage annehmen, welche unvorhersehbaren Entwicklungen und Größen die Zukunft der Arbeitswelt beeinflussen. Darauf aufbauend sollen Szenarien kreiert werden, die mögliche Formen Neuer Arbeit beschreiben und sich zu einer “Landkarte neuer Arbeitsformen” zusammenfügen.

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