Samstag, 26. März 2011

4. Initiative „Privatheit und Öffentlichkeit“ startet im April

Sehr viele, sehr gute Bewerbungen haben es der Kerngruppe für die 4. Initiative Privatheit und Öffentlichkeit schwer gemacht – am Ende jedoch stand ein Teilnehmerkreis fest, der sich sehen lassen kann: Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind gut vertreten um sich von April bis September diesem spannenden Thema zu widmen. Denn Digitalisierung und Internet werfen große Fragen für die gesamte Gesellschaft auf: Was wird in Zukunft privat, was öffentlich sein?

Die Arbeit der vierten Initiative des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory zielt darauf ab, Technologiefolgeabschätzungen und Handlungsoptionen zu entwickeln, die den gesellschaftlichen Diskurs bereichern und Chancen für die vernünftige digitale und multimediale Zukunft aufzeigen.

Dabei möchten wir dazu beitragen, die Rollen und Verantwortungen von Staat, Wirtschaft und Nutzer besser zu verstehen, indem in Szenarien die Auswirkungen bestimmter Einflussfaktoren gezeigt und daraus folgende Konsequenzen zur Diskussion gestellt werden.

Die Expertenrunde der vierten Initiative des Collaboratory wird sich den genannten Fragen stellen und sucht dafür nun Teilnehmer aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Geplant sind fünf Workshops in Berlin zwischen April und September 2011, bei denen Ideen für die Zukunft im Fokus stehen sollen. Die Experten werden außerdem in einem auf Handlungsoptionen ausgerichteten Policy Paper potenzielle Konflikte und mögliche Lösungsansätze aufzeigen und dabei die akademischen Diskurse mit den Perspektiven der Teilnehmer verbinden.

Privatheit und Öffentlichkeit verändern sich, die Ubiquität des Netzes und von Informationen haben die Voraussetzungen verändert. Das Internet und die Auswirkungen der Digitalisierung bringen das Spannungsfeld in Bewegung – doch wohin? Kann etwas privat bleiben im Internet und wie könnte dies gestaltet werden? Oder brauchen wir ein völlig verändertes Verständnis, neue Grenzziehungen und Abstufungen von Öffentlichkeit und Privatheit? Oder gar ganz neue Kategorien?

Falk Lüke, Projektmanager der 4. Initiative

Abschlussworkshop der 3. Initiative am 16.03.2011

Mit nichts als einem "weißen Blatt Papier", so startete vor knapp einem halben Jahr die dritte Initiative des Co:llaboratory Internet & Gesellschaft. Ohne Vorgaben oder Tabus - so wollte das Expertengremium über das umstrittene Thema Urheberrecht im Internet diskutieren und dabei seine eigene Vision eines Regelungssystems für informationelle Güter entwickeln. Wie solch ein modernes Urheberrecht im Jahr 2035 aussehen könnte, wurde auf dem Abschluss-Workshop im Audimax der Berliner European School for Management and Technology (ESMT)demonstriert.

Vor 120 Gästen aus Politik und Verwaltung stellte Till Kreutzer als inhaltlicher Leiter der Initiative die Erkenntnisse einer Arbeitsgruppe des CoLabs vor. Die Arbeitsgruppe, die mit acht Urheberrechtsexperten verschiedener Professionen aus dem Kreis der CoLab-Experten besetzt war, hatte ein Thesenpapier mit "Leitlinien für ein Regelungssystem für kreative informationelle Güter" erarbeitet. Hierin stellen die Autoren eine Reihe von Kernthesen für ein modernes Urheberrechtssystem zu den zentralen Aspekten (Regelungszweck, Schutzrechte und Schrankenbestimmungen, Urheberpersönlichkeitsrechte,Schutzdauer) auf.

In dem Papier wird zunächst die Bedeutung des Regelungssystems für die Wissensgesellschaft hervorgehoben. Der vorrangige Zweck rechtlicher Regelungen auf diesem Gebiet müsse in der Förderung von Kreativität liegen. Bei der Ausgestaltung des Regelungssystems müsse dabei mehr als bislang darauf geachtet werden, dass ein wirksamer und gerechter Ausgleich zwischen allen involvierten Interessen gewährleistet werde. Die Belange von Kreativen, Verwertern, Vermittlern und Nutzern seien im Grundsatz gleichrangig zu bewerten. Nur so könne das Regelungssystem seiner Zielsetzung gerecht werden. Im Übrigen sei bei der Ausgestaltung (zum Beispiel der Schutzrechte und Schrankenbestimmungen bzw. der Schutzdauer) mehr als bislang auf ökonomische Erkenntnisse als auf idealisierende Vorstellungen von einem "naturrechtlichen geistigen Eigentum" abzustellen. Im gleichen Zuge müssten die Urheberpersönlichkeitsrechte wie das Namensnennungsrecht - die gerade in einer "Aufmerksamkeitsökonomie" und angesichts der "Kreativität der Massen" von rundlegendem Interesse für die Kreativen sind - gewahrt und in ihrer Bedeutung gestärkt werden.

Nach kontroverser Debatte stellte am Abend Professor Dreier vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) seine sieben Thesen zum Thema vor. Die Diagnose: es bestünde "Einigkeit über die Krise des Urheberrechts". Streit gebe es aber über die Richtung der notwendigen "Reparaturen". Eine Lösung dürfe weder einseitig auf die Interessen der Nutzer noch die der Urheber abstellen.

Fast ungeteilte Zustimmung für das Papier des Co:llaboratory gab es von den anwesenden Vertretern der Politik. Der Teilnehmer der FDP fand einige Vorschläge "sexy". Der Vertreter der Linken lobte, dass sowohl die Rechte von Nutzern als auch von Urhebern gestärkt würden. Die Grünen zeigten sich davon überzeugt, dass die Zeit gegen die Verfechter des alten Rechts spiele. "Wer nicht progressiv mitmacht, wird überholt", so deren netzpolitischer Sprecher Konstantin von Notz. Dies sei aber in der Politik längst "voll angekommen".

In der abschließenden Panel-Diskussion wurde unter anderem auch die Rolle des EU-Rechts sowie die Möglichkeit einer standardgebenden Regulierungsinstanz diskutiert. Die drei Panelisten Dreier, Kreutzer und Helberger waren am Ende einig: In 30 Jahren werde das Urheberrecht “anders, besser und fairer” gestaltet sein.

Eine erste ausführliche Aufbereitung des Co:llab-Workshops findet sich auch bei heise online.

Das Co:llaboratory und seine Partner

Stakeholder aus allen Bereichen versammeln und deren diverse Expertise bündeln - das ist das Ziel des Co:llaboratorys. Deswegen freuen wir uns sehr über unsere inzwischen schon drei Kooperationspartner: Creative Commos, Fraunhofer FOKUS ELAN und die University of Salzburg Business School.

Diese Partner unterstützen das Co:llaboratory mit Geld- und Sachleistungen, wie zum Beispiel Veranstaltungsräumen. Sie gestalten die Themen und Arbeitsweise der Initiative und empfehlen immer wieder wertvolle Experten.

Auf diesem Wege ein großes Dankeschön an unsere Partner dafür, dass sie uns helfen, Expertenmeinungen aus dem Netz für eine breitere Öffentlichkeit zu übersetzen und den Dialog zur digitalen Welt zu fördern.

Video-Einblicke: Expertenvorträge vom 14.Dezember

Für alle, die an unserem letzen Workshop am 14. Dezember nicht dabei sein konnten, haben wir die Vorträge von Fred von Lohmann, Niva Elkin-Koren und Eckhard Höffner auf unserem YouTube-Kanal veröffentlicht. Natürlich ist auch das Weiterleiten an Kollegen und Bekannte stärkstens empfohlen :).

Informationen zu den Rednern und deren Arbeit finden Interessierte auf unserer Website.