Am 14. September fand im Rahmen der diesjährigen netz:regeln-Konferenz eine spannende Paneldiskussion zu den Auswirkungen des Web 2.0 auf den Stellenwert von Privatsphäre und die Bereitschaft zur Preisgabe intimer Informationen statt, an der unter anderem der Collaboratory-Experte Jan Schallaböck (ULD) teilgenommen hat. Zusammen mit Maren Hartmann (UDK) und Jürgen Geuter (Universität Oldenburg) diskutierte er auf dem Podium insbesondere über Bedarf und Möglichkeiten einer stärkeren Anpassung des derzeitigen Datenschutzrechts an die digitale Gesellschaft - eine Frage die auch die OHU "Digitale Privatheit und Öffentlichkeit" zentral beschäftigt.
In der Diskussion wurde deutlich, dass es bei vielen Problemen nicht ausschließlich um Datenschutzbedenken geht. Die Diskussionsteilnehmer verwiesen darauf, dass die Frage nach der Kontrolle über große Datenmengen im Kern eine Frage nach Machtverteilung ist. In diesem Zusammenhang wurde auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar zitiert, der die Auffassung vertritt, dass es in der Diskussion um Facebook nicht primär um Datenschutz, sondern um Monopolprobleme geht.
Während der Diskussion über Lösungsansätze wurde unter anderem deutlich, dass Privacy-by-Default-Lösungen sehr dienstspezifisch sind. Außerdem sei das Zweckbindungsprinzip nicht wirklich durchsetzbar solange Datenschützer keinen Einblick in genaue Funktionsweise von Software haben.
Zum Abschluss kam die Frage auf inwiefern sich das Verständnis von Scham durch das Internet verändert hat also ob sich beispielsweise die Einstellung zur Veröffentlichung kompromittierender Daten geändert hat. Eine ähnliche Frage beschäftigte auch die Experten der Initiative „Privatheit und Öffentlichkeit“ des Collaboratory, nämlich der Frage ob und wie sich die Bedeutung des Begriffs Geheimnis geändert hat. Die Ergebnisse dieser Initiative zum Nachlesen finden Sie hier. Die äußerst spannende Diskussion wurde aufgezeichnet und ist jetzt auf Youtube verfügbar- ansehen lohnt sich.