Montag, 24. Dezember 2012

Für die Freiheit

von Sebastian Haselbeck
Der folgende Text spiegelt die persönliche Meinung des Autors wieder und stellt nicht die Ansichten oder Positionen des Internet & Collaboratory e.V., seiner Mitglieder, Partner oder Förderer dar.


Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und so blickt man um diese Jahreszeit oft zurück, denkt über Geschehenes sowie über Gegenwart und Zukunft nach. So will ich dieses Jahr auf ein mir sehr wichtiges netzpolitisches Thema hinweisen, von dem ich hoffe dass es 2013 wieder mehr Bewegung erfährt. Das Internet wurde und wird als befreiendes Medium gefeiert, es gilt als eine Hierarchien-plättende, Redefreiheit-verstärkende, Welt-verkleinernde und Individuums-stärkende Technologie, die unser Verständnis von der Welt und unsere Gemeinschaften verändert hat wie sonst wenige menschliche Erfindungen zuvor. Für viele gilt das Internet als ein befreiendes Medium. Ob man nun mehr Menschen mit seinen Worten erreicht, oder direkter interagiert, effektiver kommunizieren kann oder ungleich leichter an Informationen kommt, egal wo sie gespeichert sind und wer sie online gestellt hat.

Das Internet gilt vor allem als wahrhaft globales Medium, das keine Grenzen kennt, sich nicht an lokale Beschränkungen hält und uns alle zu Bewohnern eines globalen Dorfes macht. Doch ist das wirklich so? Neben all den urheberrechtlichen, datenschutztechnischen und anderen nationalen Gesetzgebungen, an die Nutzer und Anbieter sich zu halten haben, je nachdem von wo aus sie das Netz bereichern, gibt es im World Wide Web Entwicklungen, die so schockierend und brachial rückschrittlich sind, dass man oft nicht mal mehr in der offline Welt Analogien dafür finden kann.

Wenn das Internet weiterhin das fortschrittliche, befreiende und umfängliche Kommunkations- und Dienstenetz sein soll, dass die Menschheit zusammen bringt, dann ist es überfällig, uns mit Fällen zu beschäftigen, in denen im Internet Barrieren aufgebaut werden und wurden, die es offline schon seit Jahren nicht mehr gibt. Wir müssen aufpassen, dass wir im Internet nicht Umgebungen errichten, die restriktiver sind als der örtliche Stadtpark. Wieso lassen wir uns in der digitalen Welt Dinge gefallen, gegen die wir in der offline Welt auf die Strasse gehen würden?

Es ist leichter sich auf dem Postweg eine DVD aus China zuschicken zu lassen, als ein britisches Streaming Angebot zu nutzen (das geht in der Regel gar nicht). Ich kann meine Bücher jederzeit verkaufen oder verleihen, mit meinen eBooks geht es nicht. Diverse Industrien jammern über Umsatzeinbußen wegen Piraterie, sind aber unfähig das globale Internet dazu zu nutzen, ihre Produkte weltumspannend an jeden für Geld zu verkaufen. Stattdessen wird gesperrt, gefiltert, eingegrenzt, abgeschottet - und am Ende verklagt und verfolgt was das Zeug hält, das Internet wird verteufelt, während Milliarden von Nutzern weltweit auf ihrem Taschengeld sitzen bleiben, weil manche Industriezweige (Hollywood vorne weg) das Prinzip Angebot und Nachfrage noch nicht verstanden haben. Verblüffend ist das Phänomen der mangelnden Informationsfreiheit über Grenzen hinweg. Ich finde die Idee der 5. Freiheit in der EU unterstützenswert. Es gibt einen freien Güter-, Reise-, Finanz- und Arbeitsmarktverkehr in der EU, aber keinen für Informationen. Ob auf Papier oder digital, im Arbeits- oder Unterhaltungsbereich, Informationen machen an der Ländergrenze halt. Das muss aufhören. Es ist Irrsinn, dass ich mit einem Auto voller Waren, Menschen und Banknoten von einem Eck der EU in die andere fahren kann und an den meisten Grenzen noch nicht einmal merke, dass ich eine passiert habe. Online hingegen muss ich das Gefühl haben, der Westfälische Frieden wurde erst letzte Woche geschlossen.

Diese Probleme sind schleichend, sie fallen dem Otto-Normal-Verbraucher nur bedingt auf, sie sind Effekte von veralteten Strukturen und zu alten Entscheidungsträgern, von viel zu komplexen Lizenzmechanismen und inkompatiblen Geschäftsmodellen. Das Medium, das Grenzen am unnötigsten hat, und ohne Beschränkungen am meisten Potential entfalten kann, wird  vielfach noch wie die Stiefschwester des Telegraphendiensts im Wilden Westen behandelt.  Ich finde diese Situation untragbar, und wir Netzbürger (jeder ist Netzbürger, bewusst oder unbewusst) müssen lauter werden und von Politik und Wirtschaft mehr Reformwille und Vordenken einfordern. Dann können wir vielleicht irgendwann im Internet so einfach Informationen und Dienste nutzen wie Kreditkarten an amerikanischen Parkmetern, Unterhaltung unabhängig von der Frage nach dem Anbieter konsumieren oder Gott bewahre, das Gangnam Style Video sehen, dass außerhalb Deutschlands über eine Milliarde Zuschauer gefunden hat. Das Internet ist für die Freiheit, unser aller Freiheit, aber wir müssen sie uns erkämpfen - genauso wie unsere Vorfahren sich andere Freiheiten haben erkämpfen müssen.

In diesem Sinne, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2013!

Freitag, 21. Dezember 2012

Redaktionsworkshop und Abschlussvorbereitungen der Initiative “Lernen in der digitalen Gesellschaft”

Der dritte und letzte Expertenworkshop der Initiative “Lernen in der digitalen Gesellschaft” fand am 11.12. im Herzen von Berlin statt und stand ganz im Zeichen der Vorbereitung des Abschlusses in Form einer Veranstaltung und des Ergebnisberichts. Neben einer Diskussion über gemeinsame Ziele, Empfehlungen und Botschaften, wurden die Ergebnisse der Gruppen und deren Präsentationen besprochen.

Seit Anfang Oktober 2012 schaffte die Initiative eine Diskussion über die Chancen und Herausforderungen, die das Internet und digitale Medien für das Lernen in unserer Gesellschaft bieten. Was bedeutet Lernen mit digitalen Medien, welche Chancen eröffnet das Internet und welchen Herausforderungen begegnen wir? Die Expertinnen und Experten der Initiative untersuchten, wie Lernumgebungen und -konzepte und künftige Formen des Lernens mit digitalen Medien aussehen können und müssen. Sie erörterten die benötigten Kompetenzen im Umgang mit dem Internet und die Bedingungen der Teilhabe an digitalen Öffentlichkeiten.

Hier ein kleiner Eindruck aus der bisherigen Arbeit - Video vom 2. Workshop am 20.11.

Die Ergebnisse dieser Arbeit und die Empfehlungen der Gruppen werden auf der Abschlussveranstaltung am 30.01. und im Abschlussbericht deutlich gemacht. Auf der Abschlussveranstaltung stellen die Gruppen in kurzweiligen Sessions ihre Ergebnisse vor und laden die Teilnehmenden ein, mit ihnen gemeinsam in die Diskussion zu treten. Neben Keynotes von Prof. Dr. Stefan Aufenanger (Universität Mainz) und Philipp Schmidt (Peer2Peer U, MIT Media Lab) wird es zudem ein Podium geben, an dem politische Entscheidungsträger sowohl auf Länder- als auch Bundesebene teilnehmen werden, um mit den Initiativen-Beteiligten die Ergebnisse zu diskutieren und gemeinsam Lösungen anzugehen.

Die Abschlussveranstaltung findet am 30.01.2013, ab 14 Uhr, in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in der Hertie School of Governance statt. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme!

Anmeldung zur Abschlussveranstaltung bitte über das Rückmeldeformular (Link) oder per E-Mail ().

Freitag, 14. Dezember 2012

Jetzt bewerben als TeilnehmerIn der Initiative "Nachhaltigkeit in der digitalen Welt"

CC BY-SA 2.0 Tom Raftery
Von März bis Mai 2013 wird die 8. Initiative des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory "Nachhaltigkeit in der digitalen Welt" stattfinden. Für diese Initiative möchten wir ExpertInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen bringen um sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie sich die digitalen Zeugnisse kulturellen Schaffens für die Zukunft konservieren lassen. In der Initiative werden sich ca. 25 Expertinnen und Experten mit verschieden Aspekten des Themas auseinandersetzen, um einen konstruktiven Beitrag zur Fachdebatte zu leisten.
Konzept: Werden die Zeugnisse des kulturellen Schaffens und der Wissenschaft, die auf digitalen Trägern festgehalten werden, schon bald verschwinden? Werden die ersten Jahre nach der digitalen Revolution in der Erinnerung späterer Generationen ein „weißer Fleck“ sein? Traditionell haben Gedächtnisinstitutionen wie Archive, Bibliotheken und Museen dafür gesorgt, dass die Zeugnisse kulturellen Schaffens für die Nachwelt erhalten bleiben. Doch mit dem Übergang zu digitalen Trägern entstehen gänzlich neue Herausforderungen. Diese betreffen die traditionellen Gedächtnisorganisationen ebenso wie die neuen Formen des kulturellen Gedächtnisses. Es werden neue technische und organisatorische Kompetenzen gefordert, wenn es um Fragen der digitalen Langzeitarchivierung geht. Dabei konkurrieren verschiedene Strategien der Migration, Emulation und auch der Übertragung von digitalen Informationen auf physische Träger. Wie ändert sich die Rolle von Archiven, Bibliotheken und Museen? Welche Aufgaben nehmen heute Rechenzentren und privatwirtschaftlich organisierte Dienstleister wahr? Wie sicher sind die unterschiedlichen Strategien digitaler Langzeitarchivierung? Wer trägt die Verantwortung dafür, dass diese Strategien auch aufgehen? Und was bedeutet dieser Medienwechsel für die kleinen und mittleren sowie die neuen Gedächtnisorganisationen und ihre Rolle in dem Ensemble kultureller Institutionen? Wie lässt sich ein „flüchtiges Medium“ wie das Internet archivieren? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für das semantische Netz?

Als TeilnehmerIn der Initiative "Nachhaltigkeit in der digitalen Welt" haben Sie die Möglichkeit, Ihre Projektideen in drei Ganztagsworkshops in einer interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe vorzuschlagen, zu diskutieren und umzusetzen. Außerdem bietet Ihnen die Teilnahme an einer Initiative des Co:llaboratory e.V. die Möglichkeit, sich mit Expertinnen und Experten aus den verschiedensten Teilbereichen des Themenkomplexes Internet und Gesellschaft zu vernetzen.

HIER GEHTS ZUM BEWERBUNGSFORMULAR

Zeitplan

  • 15. Januar 2013: Bewerbungsschluss
  • Ende Januar: Auswahl der Teilnehmerinnen
  • 01. März 2013: Workshop 1
  • 19. April 2013: Workshop 2
  • 21. Mai 2013 Workshop 3


Donnerstag, 6. Dezember 2012

Save the Date: 30.01.2013 - Abschlussveranstaltung der Co:Lab-Initiative “Lernen in der digitalen Gesellschaft”

Am 30.01.2013, ab 14 Uhr, findet die große Abschlussveranstaltung der Co:llaboratory-Initiative "Lernen in der digitalen Gesellschaft" statt. Der Expertenkreis wird an diesen Tag seine Ergebnisse präsentieren und gemeinsam mit Politikerinnen und Politikern und Interessierten diskutieren.

Wir freuen uns, Sie am 30. Januar 2013, in der Hertie School of Governance, Quartier 110, Friedrichstraße 180, 10117 Berlin (Karte) begrüßen zu dürfen.

In den letzten Monaten führten die Expertinnen und Experten eine intensive Diskussion über die Chancen und Herausforderungen, die das Internet und digitale Medien für das Lernen in unserer Gesellschaft bieten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen sich u.a. mit Themen wie Open Educational Resourses, Lernen mit Tablets oder auch geeignete Übergänge zwischen Online- und Offline-Welten. Sie untersuchen, wie Lernumgebungen und -konzepte und künftige Formen des Lernens mit digitalen Medien aussehen können und müssen und fragen, welche Voraussetzungen für verändertes, vernetztes Lernen und den Umgang mit digitalen und offenen Lehr- und Lermaterialien gegeben sein müssen.

Neben der Ergebnisdiskussion wird die Veranstaltung durch Keynotes von Prof. Dr. Stefan Aufenanger (Universität Mainz, Institut für Erziehungswissenschaft/AG Medienpädagogik) und Philipp Schmidt (MIT Media Lab, Peer 2 Peer University) bereichert.

Bestätigen Sie Ihre Teilnahme über das Rückmeldeformular (Link) oder per E-Mail ().

 Wir freuen uns über Ihre Teilnahme an unserer Abschlussveranstaltung!

Dienstag, 4. Dezember 2012

Innovationsprozesse brauchen Freiräume – Vorstellung des Abschlussberichts der 6. Initiative

Abschlussbericht Collaboratory
Digitale Innovationen sind der Motor unserer Informationsgesellschaft, mit dem Internet als Betriebssystem. Es entsteht ein Ökosystem unserer digitalen Gesellschaft - aber wie gestaltet es sich?Die 6. Initiative des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory hat sich im Sommer 2012 mit dem Thema „Innovation im digitalen Ökosystem“ beschäftigt. 25 ExpertInnen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Politik und Privatwirtschaft haben gemeinsam Standpunkte entwickelt, den Handlungsbedarf erörtert und sich u.a. mit folgenden Fragen auseinandergesetzt:

  • Kann und sollte digitale Innovation gesteuert werden?
  • Welche Institutionen und Ansätze brauchen wir, um gesellschaftlich wertvolle Entwicklungen zu fördern?
  • Wie überwinden wir Grenzen im Netz und stellen ein offenes, funktionierendes und inklusives Ökosystem Internet sicher?
  • Welche politischen, rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen sind nötig?

Politik wie Öffentlichkeit sehen sich mit gewaltigen Umwälzungsprozessen durch das Internet konfrontiert. Hier will das Co:Lab ansetzen und mit dem nun vorliegenden Abschlussbericht über die Ergebnisse der 6. Initiative eine konstruktive Debatte starten.


Einige Ergebnisse der 6. Initiative:
  • Bund und Länder müssen Rahmenbedingungen schaffen, die die bottom-up typische Eigendynamik von Innovationsprozessen fördern.
  • Die Wissenschaft als häufig genannter Motor für Innovationen kann diese nicht alleine vorantreiben
  • Rechtsnormen im digitalen Ökosystem können fördernde, absichernde oder gar stimulierende Wirkungen auf Innovation haben
  • Es sollten „Collaboration Arenas” als Schnittstellen zwischen traditioneller Ökonomie und neuen Formen der Wertschöpfung entstehen
Online ist der Bericht, sowie eine dazugehörige Forsa Umfrage und politische Statements einsehbar in verschiedenen Formaten.

Montag, 3. Dezember 2012

Ins neue Jahr mit Nachhaltigkeit in der digitalen Welt

In exklusiver Runde war der Co:llaboratory e.V. am 15. November  zu Gast bei Telefónica Germany. Dort haben sich alle Koordinatoren der Ohus, Lenkungskreis und Geschäftsführung sowie einige Ideengeber für zukünftige Initiativen getroffen um sich über die Co:Lab Aktivitäten für das nächste Jahr auszutuschen. So wurden beispielsweise die Pläne für die nächsten Projekte der Ohus vorgestellt und diskutiert. Außerdem nutzte die Geschäftsführung die Gelegenheit um über die Fortschritte bei der Reform des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory e.V. zu berichten und Feedback von den Koordinatoren und aus der Community einzuholen.
Im Anschluss an dieses Treffen haben sich die Mitglieder des Lenkungskreises ein letztes Mal für Beratungen über den Gewinner-Pitch der ersten öffentlichenInitiativen-Ausschreibung zurückgezogen. Für die erste Initiative 2013 gab es insgesamt sechs Einreichungen von denen jedes Thema, obwohl die Vorschläge unterschiedlich weit ausgereift waren, sehr gut zu der inhaltlichen Ausrichtung des Co:Lab gepasst hätten. 
Die Vorschläge umfassten unter anderem die Themen eHealth, Internet of Things, Mobile Lifestyle, Teilhabe und digitale Öffentlichkeit und der Lenkungskreis musste sich mehrfach beraten bevor eine abschließende Entscheidung getroffen werden konnte. 
CC BY-SA 2.0 Tom Raftery
Letztendlich fiel die Entscheidung auf den Themenvorschlag „Nachhaltigkeit in der digitalen Welt” von Paul Klimpel. Diese Initiative wird der Frage nachgehen ob die heute erzeugten Zeugnisse kulturellen Schaffens und der Wissenschaft schon morgen wieder verschwunden sein werden und was unternommen werden muss um diese für die Nachwelt zu erhalten.
Die achte Initiative des Initiative des Co:llaboratory e.V.  wird im Februar 2013 beginnen. Weitere Informationen zu der Inhaltlichen Schwerpunktsetzung sowie zum Bewerbungsprozess für „Nachhaltigkeit in der digitalen Welt“ werden rechtzeitig hier zu zu finden sein.